"Der englische Forschungsreisende Alfred Russel Wallace (1823-1913) berichtet von Indianterstämmen im Amazonasgebiet, dass sie mit Haken aus Knochen und Muschelschalen, an denen Federn angebracht waren, erfolgreich Fische fingen. Derartige Haken sind in Europa bereits aus der jüngeren Steinzeit, rund 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, überliefert." Reisinger/Bauernfeind/Loidl Entomologie für Fliegenfischer
Prinz, Lahnsteiner, Haunschmid, Jagsch, Sasano, Schay, 2009, im Auftrag der Oberösterreichischen Landesregierung.
Aus den Schlussfolgerungen (meine Hervorhebungen):
"Die seit 1984 in vielen Gewässern stattfindende Temperaturerhöhung kann als außerordentlich stark gegenüber den Jahrzehnten zuvor eingestuft werden. Die weitere Entwicklung der Zunahme bis 2020 lässt eine Veränderung der Fischartengemeinschaft im Längslauf der Fließgewässer erwarten. Dementsprechend dürfte es zu massiven Veränderung auch in der
Populationsausprägung kommen.
Anfänglich werden Fischarten noch versuchen flussauf zu wandern, um in kühlere Bereiche zu gelangen. Da verschiedene Fischarten aber an das Habitat auch unterschiedliche Ansprüche stellen, wobei sich die Ansprüche verschiedener Lebensstadien innerhalb einer Art auch unterscheiden, können flussaufwärts gelegene Gewässerabschnitte zwar momentan dem Temperaturanspruch gerecht werden, aber nicht anderen Habitatansprüchen. Dementsprechend kann es zu unmittelbarem Ausfall gewisser Arten kommen. Die Barbenregion und deren Vertreter könnten zwar flussauf zunehmen, jedoch wirken andere Parameter wie Fließgewässerbreite, Abfluss, Gefälle und andere Faktoren begrenzend. Zudem wird die Situation durch Wanderhindernisse wie z.B. Wasserkraftwerke verschärft. Dadurch lassen sich die kühleren Bereiche flussauf oftmals nicht erreichen. Jede Veränderung des Temperaturregimes wie z.B. durch Staue bedingt auch eine Veränderung der Fischzönose. Staue, die sich stärker erwärmen, beherbergen auch jetzt schon Wärme liebende Arten.
Ebenfalls dürfte eine Veränderung der Laichzeiten gewisser Fischarten eintreten. Fischarten haben sich diesbezüglich über einen extrem langen Zeitraum auf die Verhältnisse im Ökosystem Fließgewässer angepasst – die Wahl des Zeitpunktes des Laichgeschehens muss ja auch später gewährleisten, dass die Jungfische nach dem Schlupf geeignete Nahrung vorfinden. Inwieweit diese optimalen Rahmenbedingungen nach Temperaturerhöhungen noch vorhanden sind, ist ungewiss. Abnehmende Populationsgrößen könnten aber dies als Ursache haben.
Weiters unterliegen Fischarten einer Wechselbeziehung zu Parasiten oder Bakterien, die bei Stresssituationen eine Beeinträchtigung des
Fischbestandes hervorrufen können. So ist bekannt, dass Äschen bei höheren Temperaturen vermehrt unter Furunkulose
leiden, was wiederum eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge hat. Gegenteilige Effekte bei Parasiten sind hingegen
auch beschrieben, d.h. bei Überschreitungen über das Temperaturoptimum einer Parasitenart hinaus stellt diese die Vermehrung ein. Somit zeigt sich das hoch sensible System mit
unterschiedlicher Reaktionsrichtung.
Weitere Gefahrenpotentiale für die Gewässerbiologie entstehen durch eine eventuelle vermehrte Wasserentnahme – Wasser das für
andere Nutzungen benötigt wird und dem natürlichen Wasserhaushalt im Gewässer abgeht. Anthropogene Veränderungen im Gewässerbett, wie morphologische
Veränderungen in Richtung homogene, seichte Tiefenausprägung (wasserbaulich bedingt oder gering dotierte Restwasserstrecken),
erhöhen das Risiko einer zusätzlichen Erwärmung.
Nach den vorliegenden Ergebnissen zeigen sich Unterschiede im Ausmaß der Temperaturveränderungen zwischen den 3
Bioregionen in Oberösterreich. Granit und Gneis dürfte demnach am schwersten betroffen sein. Im alpinen
Bereich verzögern kalte Quellen noch die Geschwindigkeit der Veränderung.
Zu erwarten ist jedenfalls ein Ausfall der kälteliebenden Fischarten und eine Zunahme der
wärmeliebenden. Inwieweit sich nicht-heimische Arten stärker ausbreiten, bleibt offen, es gilt aber als wahrscheinlich, dass einzelne Arten gut an die neuen
Verhältnisse angepasst sind.
Für die Fischerwirtschaft dürfte es ebenfalls zu einschneidenden Veränderungen kommen. Die Produktionsgröße
kälteliebender Besatzarten wird aufgrund der Fischregionsverschiebung verändert. Aus ehemals angelfischereilich genutzten Äschengewässern
entstehen Gewässer mit epipotamalem Charakter."
Empfohlene Maßnahmen:
o Beschattung: Ufervegetation, die eine möglichst optimale Beschattung bringt, ist zu fördern.
o Grundwasser: Maßnahmen zur Erhaltung und Sanierung der Grundwasserreservoire – Rückbau von Drainagen,
Schaffung von Retentionsräumen um ein gleichmäßiges Temperaturregime zu gewährleisten, bei dem Fische nicht stark schwankenden Temperaturbelastungen ausgesetzt sind.
o Schaffung bzw. Wiederherstellung heterogener Strukturen:
Schaffung thermischer Refugien durch Bereitstellung reichhaltiger Strukturen
(tiefe Bereiche, Gumpen, Anbindung des hyporheischen Interstitials).
o Herstellung der Durchgängigkeit mittels Fischwanderhilfen sowie Sicherstellung/Überprüfung der Funktion dieser,
um den Fischen Ausweichwanderungen in höher gelegene, kühlere Gewässerbereiche zu
ermöglichen.
o Reduktion von Staubereichen.
o Sicherstellung ausreichend dotierter Restwasserbereiche, gegebenenfalls Erhöhung der Mindestdotation und jedenfalls
Kontrolle der Einhaltung der abgegebenen Restwassermenge.
Arlinghaus, Cooke, Lyman, Policansky, Schwab, Suski, Sutton, Thorstad, 2007, in: Reviews in Fisheries Science, Vol. 15, S. 75-167.
Weltweit werden jedes Jahr Milliarden von Fischen durch Freizeitangler nach dem Fang wieder zurückgesetzt. Für die USA liegt eine Schätzung vor, nach der im Jahr 2000 11 Millionen Angler an 78 Millionen Hochseetrips teilgenommen haben, wobei 445 Millionen Fische gefangen und davon 253 Millionen (57%) zurückgesetzt wurden.
Das Zurücksetzen von Fischen, englisch als Catch&Release (C&R) bezeichnet, erfährt kulturell sehr unterschiedliche Akzeptanz. Im Norden und Osten Europas, beispielsweise, setzen Freizeitangler sehr selten Fische wieder zurück.
Catch&Release hat sehr viele Aspekte:
Dieser interessante, aber sehr lange Aufsatz beschäftigt sich ausführlich mit den historischen, ethischen, sozialen und biologischen Aspekten von C&R.
Wussten Sie beispielsweise, dass:
Ein Fisch kann nicht ohne die Verursachung von Stress und ohne Verletzung gefangen werden. Wer trotzdem C&R betreibt, sollte alles dafür tun, Stress zu minimieren und letale Folgen zu vermeiden.
Tamara Schenekar & Steven Weiss; Studie im Auftrag der Kärntner Landesregierung, Karl-Franzens-Universität Graz
Kurzfassung: Im Kalenderjahr 2017 wurden drei Begehungen (jeweils eine im Februar/ März, Mai und Oktober) zur Kontrolle auf Fischotterlosungen an ausgewählten Brückenstandorten an den Kärntner Fließgewässern durchgeführt. Insgesamt wurden hierbei 823 Stellen zur Losungszählung begangen. Es lieferten 86% dieser Begehungsstellen mindestens einen
Positivnachweis auf Fischotter-Vorkommen. Zusammen mit weiteren gemeldeten Nachweisen zur Otterpräsenz lieferten 94 von 94 untersuchten 10 x 10 km Rasterquadraten mindestens einen Positivnachweis auf Otteranwesenheit so dass man von einer flächendeckenden
Verbreitung des Fischotters in Kärnten sprechen kann.
Im Zuge der Begehungen wurden 884 Proben für genetische Untersuchungen aufgesammelt, von denen 154 unterschiedliche Tiere identifiziert wurden. Gerechnet mit einem Fang- Widerfang Modell betrug die Hochrechnung
der Gesamtpopulationsgröße des Fischotters an den Kärntner Fließgewässern 361 (95% CI 341-509) Tiere insgesamt bzw. 285 (95% CI 259 - 419) adulte Tiere, mit einem Geschlechterverhältnis von 54% Männchen und 46% Weibchen. Die Fischotterdichte liegt, bezogen auf die Fließgewässernetzlänge, im internationalen Vergleich im mittleren bis höheren Bereich.