„Wenn du wirklich gar nichts gefangen hast, erzähle von den ungezählten Untermaßigen, die du zurücksetzen mußtest: „Welche
herrliche Aussicht für nächstes Jahr!“ oder von mehreren ganz Großen, die für deine bescheidene Kunst zu klug waren.“ Tony Burnand, Die süsse Qual des
Fliegenfischens
„Der Ire spricht von der perfekten Körperform der Äsche, die gestreckter und seitlich flacher sei als bei den eigentlichen Salmoniden, von ihrem schlanken Kopf, den großen Augen, der leicht überstehenden Oberlippe, der Intelligenz in ihrem Gesicht und von der wunderbaren Rückenflosse, die in jeder Strömung liege wie ein zart betupfter Schleier. Er spricht von ihrer Standorttreue, von ihrer Empfindlichkeit gegenüber Gewässerverunreinigungen und von ihrer Verdrängung durch die Regenbogenforelle. Am Ende spricht er noch darüber, dass die Äsche ganz und gar nicht nach Rosmarin schmecke, sondern nach Thymian, was er allerdings nicht aus eigener Erfahrung wisse, da es ihm nie im Leben einfallen würde, so ein herrliches Tier zu essen.“ Paulus Hochgatterer, Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen
„Die Forelle ist gewiss ein schönes Geschöpf. Sie ist vollendet stromlinienförmig, wundervoll anzuschauen, wenn sie in der Strömung hin und her schwebt und das Wasser wie lautlose, flüssig gewordene Zeit sie umströmt. Ihre Färbung, von des Schöpfers Hand geschaffen, ist ein Schauspiel: eben noch golden und oliv, jetzt blau und silbern, dann wieder gesprenkelt mit roten und schwarzen Tupfen, das zarteste Gemälde auf schillerndem Grund.“ Brian Clarke & John Goddard, Die Forelle und die Fliege
"Fischereilich gesehen ist die Regenbogenforelle ein überaus attraktiver Fisch. Da sie gern an der Oberfläche tafelt und im Gegensatz zu anderen Salmoniden noch bis ins hohe Alter auch kleinste Happen (z.B. Diphteren) zu sich nimmt, hat die Regenbogenforelle für den Fliegenfischer einen ganz besonders hohen Stellenwert. Durch ihr häufiges Schwimmen im freien Wasser ist sie sehr muskulös und kampfstark und reagiert nach dem Anschlag oft mit spektakulären Luftsprüngen." Feuerstein, Erfolgreich Nymphenfischen
"Er hat einen schlanken drehrunden Körper. Der Kopf ist breit und stumpf, das Maul endständig, tief gespalten mit kräftigen Schlundzähnen, mit denen er sogar Muscheln zerquetschen kann. Die Schuppen sind groß und derb. Der Rand der Afterflosse ist nach außen gewölbt, die Schwanzflosse eingebuchtet. Rücken und Kopfoberseite sind graugrün gefärbt. Die Körperseiten haben einen gelblichen oder hellen Silberglanz, Kiemendeckel und Wangen sind goldglänzend mit manchmal rötlicher Tönung. Bauch und Kehle sind weiß bis gelblich metallisch." Stinglwagner/Bachfischer, Das große Kosmos Angel und Fischerei Lexikon.
Fischökologisch wird die Gail im Lesachtal der unteren Forellenregion zugeordnet. Sie beherbergt nur fünf Fischarten: Bachforellen, Regenbogenforellen und Koppen, sowie in geringerer Zahl Bachsaiblinge und Äschen. Die Wassertemperatur bleibt im Lesachtal auch im Sommer zumeist unter 16°C. Das sommerkühle Wasser, die gute Wasserqualität und die Naturbelassenheit des Gewässers fördern den Bestand der Bachforellen. Die Bachforellen legen ihre Eier, je nach Witterungsverhältnissen, zwischen Oktober und Dezember an kiesig-schottrigen, flach überströmten Bereichen ab. Im März ist die Entwicklung zum Jungfisch abgeschlossen (Quelle: Die Gewässer des Gailtales, Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten, Klagenfurt, 2000).
In der Gail direkt erreichen Bachforellen nach drei bis vier Jahren eine Länge von 23 cm. In den wilden Seitenbächen werden sie erst nach sechs Jahren so groß und stellen dann ihr Wachstum ein. Größere Bachforellen darf man hier an der Fliege also, wenn überhaupt, dann nur vereinzelt erwarten.
Die zweite Leitfischart der oberen Gail ist die Koppe. Sie wird nur etwa 15 cm groß und lebt zwischen und unter den Steinen. Sie hat keine Schwimmblase und ist nachtaktiv. Vor allem größere Bachforellen jagen gerne Koppen.
In der oberen Gail im Lesachtal hat sich nach Besatzmaßnahmen vor vielen Jahren auch die Regenbogenforelle etabliert, die mittlerweile durch natürliche Vermehrung einen bedeutenden Bestand aufgebaut hat.
Auch Äschen bevölkern die Gail im Lesachtal, wenn auch in geringerer Zahl. Ein Grund dafür ist ein großes Wehr im Ortsgebiet von Kötschach, das die Äschenwanderung unterbricht. Im Revierverlauf unterhalb des Wehres ist der Äschenbestand sehr gut und man hat gute Chancen auf größere Äschen, die gerne auf die Trockenfliege steigen.
In der Fischa-Dagnitz wurden schon sehr früh Fischbestandserhebungen durchgeführt. So wurde im Revier der Österreichischen Fischereigesellschaft gegr. 1880 (ÖFG) im Zeitraum 1971 bis 1981 ein bis zweimal im Jahr an drei bis vier Stellen unterhalb von Wehranlagen elektrisch abgefischt. Mit den damaligen Erhebungen wollte die ÖFG Aufschlüsse darüber erreichen, wie sich eine Herabsetzung des Mindestmaßes für Fischentnahmen auf den Bestand auswirken würde. Die Ergebnisse sollten zu einer Optimierung und Objektivierung der Bewirtschaftungsmethoden beitragen.
Bei den Abfischungen wurden 52% bis 77% des Bachforellenbestandes in den Abfischbereichen gefangen (Schwomma, 1989). Die Artenzusammensetzung war mit 75% Bachforellen, knapp 20% Regenbogenforellen und 6% bis 8% Äschen im Zeitverlauf sehr stabil. Die Bachforellenpopulation wies eine sehr ausgewogene Längen- bzw. Altersverteilung auf. Etwa 20% des Bestandes hatten eine Länge von 23cm bis 24cm, was dem Mittelwert der Verteilungen entsprach.
Interessant sind einige Bewirtschaftungsdaten aus jener Zeit (Schwomma, 1989): Tageskartenfischern war die Entnahme von 5 Salmoniden pro Tag, Jahreskartenbesitzern die Entnahme von 10 Salmoniden pro Woche erlaubt, wobei letztere nur an zwei Tagen in der Woche fischen durften. Gefischt werden durfte ausschließlich mit künstlicher Fliege und die Schonzeit der Bachforellen reichte vom 1. September bis 15. März.
Mit der Zurücksetzung des Mindestmaßes von 30cm auf 28cm im Jahr 1976 war eine Erhöhung der mittleren Fischentnahme pro Jahreskartenbesitzer von 20 auf 27 Stück verbunden. Die erst ab 1986 obligaten Eintragungen der Angeltage in die Jahreslizenzen ergaben einen Durchschnittswert von 32 Angeltagen pro Lizenz.